Das Haus ist Stadtgeschichte pur. Es wird versucht im Laufe der Baumaßnahme alle verfügbarer Informationen zur Geschichte des Hauses einzuholen. Wenn jemand Informationen zur Geschichte hat, dann freue ich mich sehr über die Kontaktaufnahme.

Quelle:  Archiv Karl A. Bauer // Herzlichen Dank an Herrn Bauer für die Bilder!

Ich empfehle den Besuch seiner Homepage: www.alt-moosburg.de

Baugeschichte (aus dem Gutachten von Andreas Poost)

Beobachtungen zur Baugeschichte
Das Haus steht im Bereich des Viertels „Auf dem Gries“, das zunächst außerhalb der ältesten mittelalterlichen Stadtbefestigung lag. Die Bezeichnung „Gries“ deutet auf eine topografische Situation am kiesigen, von Auwald bewachsenen Uferbereich der Isar hin.
Es lassen folgende Phasen baulicher Veränderungen nachweisen:

Erster Bestand – ca. Mitte des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts

Instandsetzung nach dem Stadtbrand von 1702 – um 1705 bis 1707

Bauliche Veränderungen: ca. 1856 bis 1890

Bauliche Veränderungen: ca. 1890 bis 1950

Ab dem frühen 15. Jahrhundert wird die zweite Stadtbefestigung mit einer Mauer errichtet, der Bereich des heutigen Hauses Leinberger Straße 2 liegt somit an die Stadtmauer angrenzend innerhalb der befestigten Stadt. Der Kern des heutigen Hauses stammt wohl aus dem späten Mittelalter bzw. der frühen Neuzeit, ein Zeitraum zwischen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und der Mitte des 16. Jahrhunderts für die Errichtung der ältesten noch erhaltenen Teile des Hauses erscheint als möglich. Die Außenwände und wesentliche Triel der Binnenstruktur des heutigen Hauses stammen bis heute aus diesem Zeitraum.


Eine wesentliche Zäsur in der Geschichte Moosburg und des Hauses war der Stadtbrand von 1702, bei dem wohl fast die Hälfte aller Gebäude in Moosburg zerstört wurden. Es kann vermutet werden, dass auch das Haus Leinberger Straße 2 vom Brand betroffen war, denn die dendrochronologische Untersuchung aus dem Jahr 2002 brachte als Ergebnis für Dachstuhl und Balkenlagen der Geschossdecken durchgängig den Zeitraum von 1705 bis 1707. Möglicherweise war das Haus beim Brand stark beschädigt worden und wurde dann etwa drei bis vier Jahre später instand gesetzt. Dabei wurden Dach und Zwischendecken erneuert, teilweise wurden auch Veränderungen am Grundriss und den Fassaden vorgenommen. Möglicherweise wurden auch schadhafte Bereiche des Ziegelmauerwerks an der südöstlichen Gebäudeecke erneuert


Die Größes des Hauses bleibt unverändert. Als Eigentümer des Anwesens werden für das späte 18. und frühe 19. Jahrhudert Nachwächter und „Getreidemesser“ angegeben.


Eine nächste Phase größerer baulicher Veränderungen lässt sich in die Zeit von ca. 1865 bis etwa 1890 einordnen. Die Baumaßnahmen umfassten Instandsetzung und Modernisierung im Inneren, einige Veränderungen am Grundriss und der Nutzung der Räume ( Z. B. Aufgabe der Rauchkuchl). Die prägende Veränderung in diesem Zeitraum war die Errichtung des für das Haus charakteristischen Stufengiebels mit den kleinteiligen Zinnen aus Terrakotta. Dem Anschein nach wurden die bis heute erhaltenen Giebelwände etwa ab der Geschossdecke über dem Obergeschoss neu aufgemauert. Der bestehende Dachstuhl wurde an den Giebelseiten leicht verändert. Im Osten wurde das östlichste Gespärre dem Anschein nach etwa um die Wandstärke nach innen gerückt, im Westen wurden die Stützen des Gespärres in der Giebelebene ummauert. Gleichzeitig wurden wohl die Fensteröffnungen in der Westfassade zur Straße teilweise vergrößert und versucht, eine achsensymmetrisch wirkende Fassade zu erreichen.


In der Zeit von um 1900 bis etwa 1950 finden am Haus keine wesentlichen baulichen Veränderungen mehr statt. Es lassen sich Reparaturen und lokale Veränderungen nachweisen. Allem Anschein nach wurde auch die den Westgiebel abstützende Wandscheibe im Dachgeschoss in diesem Zeitraum errichtet.

Aus dem Stadtarchiv der Stadt Moosburg:

Die Adresse Leinberger Str. 2 hat das Haus im Jahr 1952 erhalten. Damaliger Eigentümer war Martin Oswald.

Der alte Name der Leinbergerstr. lautete „Pfaffengasse“. Vor dem Beschluss im Jahr 1952 waren Häuser in Moosburg durchnummeriert. Leider hat sich die Systematik der Nummerierung im Laufe der Geschichte mehrfach geändert.

Im Zweitraum ca. 1873 – 1952 war es das Haus mit der Nummer 360.

Vor 1873 bis mindestens ca. 1812 hatte das Haus Nummer 217.

In einer Veröffentlichung des Heimatvereins heißt es, dass das Haus 2017 den Namen „Wachter“ trug. Das steht in Zusammenhang mit dem Beruf der Eigentümer bzw. Bewohner. Herr Johann Seidl, geb. 1796 war von Beruf Getreidemesser und Nachtwächter. Sein Sohn Stefan Seidl, geb. 1825, war später ebenso Getreidemesser und sogar in leitender Funktion Nachtwächter. In Unterlagen im Stadtarchiv findet sich der Name Stefan Seidl, weil er Personalverschläge machte und sich Beschwerden an ihn richteten. Insofern gehe ich im Moment davon aus, dass Herr Stefan Seidl so etwas wie der Obernachtwächter gewesen sein dürfte.

Hinweise zur Geschichte, zu möglichen Eigentümern und Nutzungen des Gebäudes nehme ich sehr gerne entgegen. Ich werde versuchen während der Bauphase möglichst viele Informationen zur Geschichte des Gebäudes zu sammeln.

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